Kulturdimension Kooperation in schulpraktischen Studien
Praktika in der Ausbildung angehender Lehrpersonen erfreuen sich einer grossen Beliebtheit, was sich
auch darin zeigt, dass in immer mehr Bundesländern Deutschlands das Praxissemester eingeführt wird
(Weyland, Gröschner, & Košinà r, 2019). Empirische Untersuchungen zur Klärung der Wirksamkeit des
Lernens Studierender im Praktikum konnten zeigen, dass von den Ausbildungsstandorten ein Einfluss
auf die stattfindenden Lernprozesse ausgeht (Mayr, 2006; Baer et al., 2007). Es wird daher davon ausgegangen,
dass sich strukturelle und kulturelle Kontextbedingungen, die sich aus unterschiedlichen
Lehrpersonenbildungstraditionen entwickelt haben, in der Heterogenität von Lehrpersonenbildungsstandorten
niederschlagen und sich auch auf die Lernprozesse der Studierenden in Praktika auswirken.
Dabei kommt auch der Kooperation eine zentrale Rolle zu, da diese ein Ausbildungsziel darstellt (Rothland,
2012). Ausserdem finden Praktika an der Schnittstelle von Schule und Hochschule statt (Fraefel,
2018), wodurch gerade die Kooperation von schulischen und hochschulischen Praktikumsverantwortlichen
an Bedeutung gewinnt. Diese Dissertation entstand im Rahmen des von DFG und SNF geförderten
Forschungsprojekts COPRA (Coaching im Praktikum), das anhand eines Mixed-Methods-Ansatzes
der Frage nachging, durch welche Begleitangebote Lernprozesse im Praktikum unter BerĂĽcksichtigung
heterogener Praktikumskulturen gefördert werden können. Ziel des qualitativen Teils der COPRA-Studie
war es dabei, kulturspezifische Voraussetzungen fĂĽr eine erfolgreiche Implementation von verschiedenen
Begleitangebote an insgesamt vier Standorten der ein- und zweiphasigen Lehrpersonenbildung
zu identifizieren. Grundlage fĂĽr die Dissertation bilden insgesamt vier qualitativ angelegte Studien,
die den Fokus auf die Rolle der Kooperation in heterogenen Praktikumskulturen legen. Mithilfe
einer Dokumentenanalyse und Ratingkonferenzen untersuchten Studie I Dokumentenanalyse und Ratingkonferenzen
als Instrumente zur Erfassung differenter Praktikumskulturen von Lehrerinnen und
Lehrerbildungseinrichtungen und Studie II Heterogenität sichtbar machen – Eine Annäherung an differente
Praktikumskulturen am Beispiel der Kooperation unter Studierenden im Praktikum die Heterogenität
von Praktikumskulturen an Lehrpersonenbildungsstandorten. Die Ergebnisse zeigen, dass verschriftlichte
Vorgaben durch die Institution unterschiedlich umgesetzt werden; der Vergleich zwischen
zwei Standorten in Studie II zeigt zudem, wie heterogen sich diese in Bezug auf die deklarierten Kooperationsvorgaben
und die in den Ratingkonferenzen berichteten Kooperationspraktiken darstellen.
Auch in Studie III Die Rolle der Kooperation in zwei Modelltypen der Ausbildung von Lehrerinnen und
Lehrern konnten grosse Unterschiede in Bezug auf die Kooperation in schriftlich fixierten Reglementierungen
an zwei Standorten der Lehrpersonenbildung gefunden werden, die zwei verschiedenen
Ausbildungsmodellen (einphasig vs. zweiphasig) angehörten. Studie IV Weiterentwicklung von Praktikumskulturen
in der hochschulischen Lehrer/innenbildung durch Begegnungen im Third Space ist ebenfalls
als Vergleich zweier Standorte angelegt. Untersucht wurde, welche Kritikpunkte im Setting Ratingkonferenzen von Studierenden, Praktikumslehrpersonen und Dozierenden eingebracht werden
und wo sich Ansatzpunkte fĂĽr die Weiterentwicklung von Praktikumskulturen finden lassen. Jedoch
unterscheiden sich die beiden untersuchten Standorte trotz heterogener struktureller Rahmenbedingungen
im Hinblick auf die eingebrachten Konfliktpunkte nur gering voneinander. Zusammenfassend
zeigen die Ergebnisse der Studien, dass der Ansatz, Kontextbedingungen von Praktika sowohl auf struktureller
als auch auf kultureller Ebene zu erfassen, von grossem Nutzen ist, da hiermit eine Interpretationsgrundlage
fĂĽr die Wirksamkeit von Begleitangeboten in schulpraktischen Phasen geschaffen werden
kann.Internships in teacher education are highly popular, and this development is evident in the increasing
introduction of the student teaching semester in more and more German federal states (Weyland,
Gröschner, & Košinà r, 2019). Empirical studies clarifying the effectiveness of student learning in internships
indicate that training locations influence learning processes (Mayr, 2006; Baer et al., 2007). The
structural and cultural contextual conditions that develop from different teacher education traditions
are presumably reflected in the heterogeneity of teacher education locations; at the same time, they
affect the students’ learning processes in the internship. Cooperation also has an important role in this
context, as it represents an educational goal (Rothland, 2012). In addition, internships take place in
the interface between school and university (Fraefel, 2018), signifying that cooperation between
school and university internship supervisors is particularly essential. This dissertation was written
within the context of the research project COPRA (Coaching im Praktikum), which was funded by the
DFG and the SNF. Using a mixed-methods approach, the project investigated the question of the specific
accompanying offers that could promote learning processes during an internship while considering
heterogeneous internship cultures. The aim of the qualitative part of the COPRA study was to identify
culture-specific conditions for the successful implementation of the supporting offers at four locations
of a single-phase and a two-phase teacher education model. The dissertation was based on four
qualitative studies focusing on the role of cooperation in heterogeneous internship cultures. With the
help of document analysis and rating conferences, Study I Document analysis and rating conferences
as instruments for recording different internship cultures of teacher training institutions and Study II
Making heterogeneity visible: An approach to different teacher education cultures using the example
of cooperation in the internship examined the heterogeneity of internship cultures at teacher training
institutions. The results indicated that written instructions are implemented differently by institutions;
furthermore, the comparison between two locations in Study II revealed their heterogeneity in terms
of the declared cooperation instructions and the practices reported in the rating conferences. In Study
III Role of cooperation in two model types of teacher education, large differences were identified with
regard to cooperation in written regulations at two teacher training locations belonging to two different
training models (single- vs. two-phase). Study IV Third Space as a concept for the further development
of internship cultures in higher teacher education? similarly focused on as a comparison of two
locations. The study investigated the points of criticism raised by students, training teachers and teachers
of teacher education institutions in the setting of rating conferences; it also ascertained the starting
points for the further development of internship cultures. Despite the heterogeneous structural conditions,
the two locations examined slightly differ in the points of conflict raised. In summary, the results
of the studies reveal that the approach of capturing the framework conditions of internships on both structural and cultural levels is of considerable benefit, as it can provide a basis for interpreting
the effectiveness of accompanying offers in pedagogical field experiences.